Dienstag, 1. November 2011

Wie wird man Gespenster los?

Gestern war Halloween. Ich habe davon nichts gemerkt. Offenbar ist dieser Brauch zum Glück noch nicht bis in unser Quartier vorgedrungen. Auch in der Schule war es nur kurz ein Thema, bis ich den Kindern einen kleinen Abriss über die Entstehung und über die Verbreitung durch Fernsehen und amerikanische Filme gegeben habe. Teilweise hatten sie noch nicht einmal davon gehört. Gut so, finde ich. Man muss nicht alles übernehmen, was von der andern Seite des grossen Teichs kommt - auch nicht, wenn es ursprünglich von diesseits stammt.

Aber trotzdem scheint mir, habe ich in letzter Zeit mit Gespenstern zu kämpfen. Das Haus, aus dem wir ausgezogen sind, wehrt sich hartnäckig mit allen möglichen und unmöglichen baulichen Schwierigkeiten, die Finanzen zeigen sich widerspenstig und das Zeitmanagement sträubt sich. Die zwischenmenschlichen Schwingungen schlagen in alle Richtungen aus und eine lähmende Müdigkeit legt sich wie der Nebel auf die seelische Landschaft. "Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los", schreit der kleine Zauberlehrling ganz verzweifelt, und ich wünschte mir auch einen "Herr und Meister", der mir hilft, mich aus den Fängen der von mir selbst heraufbeschwörten Seelennöte zu befreien. Sicher wird es mir wieder irgendwie im letzten Moment gelingen, aber ich bin ebenso sicher, dass ich mir auch gleich wieder irgendeine Schwierigkeit in Form von Projekten und ehrenvollen Verpflichtungen aufhalsen werde, unter deren Druck ich danach wieder strampeln kann. Wenn aber diese Hausgeschichte hier mal abgeschlossen ist, dann mache ich irgendwo drei Kreuze und lege den Zauberstab mal für eine Weile beiseite.

Obwohl - es gibt Dinge, an die man sich sehr schnell gewöhnt, wenn man mal davon geschnuppert hat. Und diese lieben Gewohnheiten dann wieder abzugeben, loszulassen, es ohne zu versuchen, ist sehr schwierig. Beispiele gibt es viele. Eins davon ist der liebe, aber teure Kapselkaffee. Es gibt ja Alternativen, und vorher war jeder Kaffee gut genug, aber es ist wie bei den Whiskas-Katzen: Einmal mit Liebe und andern Zusatzstoffen verwöhnt, ist jedes andere Futter nur noch nach kaltem Entzug geniessbar. Dazu gehören auch Handy, Internet, Auto, usw.
Ebenso schlimm sind für mich unerreichte Träume. Wenn sich ein Gedanke einmal festgesetzt hat, ist die Hoffnung, diese Idee oder dieses Projekt zu verwirklichen, fest eingebrannt. Auch wenn die Realisierung ans Unmögliche grenzt - irgendwie muss es doch zu schaffen sein. Einfach mal starten und dann sehen, wie's weitergeht. Und dann finde ich mich in einer unausgereiften Stresssituation wie dieser wieder, wo alles auf "unerreichbar" zu deuten scheint. Wie werd ich solche irgendwie ja lieben Geister denn los?

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