Donnerstag, 17. März 2011

Dodo allein zu Haus

Zum Glück gibt's noch die beiden Katzen. Wenn der Hund nicht da ist, bringen sie es sogar fertig, nebeneinander die Treppe hoch zu laufen und einhellig in der Küche zu warten, bis die beiden Schalen gefüllt sind. Das geht beinahe ohne Fauchen! Die scheue Kitty hat gemerkt, dass von keinem schwarzen schwanzwedelnden Ungetüm irgendwelche Gefahr ausgeht. Da nimmt sie es auch mit der ungeliebten Tochter auf.
Von den beiden Gelegenheitsbesucherinnen abgesehen ist keiner da. Nur ich. Seltsam. Da schaue ich auch schon mal fern. Japan ist der Grund, ja, aber auch die Langeweile, irgendwie. Über die Katastrophe habe ich mich ja bereits den ganzen Tag über Zeitung, Radio und Internet informiert. Die Bilder stossen auf eine instinktive Abwehr, dringen gar nicht mehr richtig durch. Einfach nur schrecklich. Dann die Infosendungen über viele "Was-wäre-wenn"s. Worst case, Gefahren in andern bestehenden AKWs, hier bei uns? Alles nicht möglich? Habt ihr gewusst, dass es sogar in Schweizer Seen Tsunamis geben kann, ja, gegeben hat? Schlimme, die ganze Stadtteile mit sich gerissen haben! Und dass es hierzulande keine Erdbeben geben könne, die stärker sind als die bisher gemessenen, glaubt ja nur, wer nicht weiter als zum Anfang der Geschichtsschreibung zurückdenkt. Also raus aus der Atomenergie! So schnell wie möglich. Das hiesse aber Strom sparen, flimmert mir das lächelnde Gesicht aus dem Flachbildschirm zu, und um das zu erreichen massiv höhere Strompreise..... Oh nein, denke ich mit meinem normalitätsverwöhnten Hirn sofort, nicht noch höhere Rechnungen! Und dann müssen endlich alle Geräte wirklich ausgemacht werden, wie ich es schon lange predige, melden sich in Kettenreaktion die nächstgelegenen Synapsen, während ich gerade feststelle, dass ich in eine stromfressende Flimmerkiste sehe, an mindestens drei Orten das Licht brennt, drüben der Computer auf mich wartet - online natürlich, und das, obwohl ich ganz alleine im Haus bin. Gleichzeitig sehe ich wieder mal gemütliches Kerzenlicht als Alternative und frage mich, wie die dann diese Rationierung durchführen wollen. Nur noch dreimal pro Woche warmes Essen? In Anbetracht der möglichen Folgen - jetzt in aller Deutlichkeit vor Augen der ganzen Welt, einmal mehr, muss man sagen - scheint mir aber jeder Verzicht gerechtfertigt. Auch wenn hier dann Funkstille sein sollte. Einsamkeit für alle, die sich bereits suchtmässig an das allumspannende Netzwerk gewöhnt haben... Zum Glück kommt morgen mein Rolfi mit frischer Ware aus seiner Heimat zurück, mit Benzin wenigstens vom Stromnetz unabhängig, wenn auch nicht von lybienähnlichen Förderstaaten, und zum Glück - falls der Nachtzug ohne Stromausfall auskommt - liegt auch meine Jüngste morgen früh bis weit nach Mittag wieder wohlbehalten in ihrem Bett und zum Glück kann ich oder sie morgen Abend auch mit unserm Timmy wieder im sowieso unbeleuchteten Park seine Runde drehen...
Morgen schon? Also noch rasch meinen elektronischen Freiraum geniessen!!! Ich grüsse euch mit hoffentlich nicht unpassend scheinenden leicht ironisch-nachdenklichen Überlegungen (betreffend Energieversorglosigkeit. Über das Elend des japanischen Volkes würde ich mich niemals lustig machen!) aus seltsam leerem Haus.

3 Kommentare:

  1. Mir geht es ähnlich, liebe Dodo. Plötzlich fällt mir auf, dass Licht brennt, wo grad keiner ist und ich schalte es aus. Der PC ist immer an, auch wenn ich eine Weile nicht dran sitze. Ich gehe im Geiste alles im Haus durch. Nichts geht mehr ohne Strom. Wäsche waschen, warm duschen, kochen, Heizung, Fernseher, Kühlschrank, Licht, Kaffee... wäre ganz schön dunkel, kalt und still ohne Strom... *nachdenk* Aber Atomenergie will ich auch nicht! Wollte ich noch nie und jetzt schon gar nicht mehr. Doch noch höhere Strompreise, wovon sollen wir die noch bezahlen? Dann schlechtes Gewissen, weil ich sauberen Strom will, der auch noch günstig sein soll. Hmmm... viele gegensätzliche Gedanken laufen im Kreis, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.

    Liebe Grüße,
    Martina

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  2. Liebe Dodo,

    ja so etwas macht mich auch nachdenklich. Und zugleich werfen sich immer mehrere Gedanken in die Waageschale. Atomstrom - nein danke. Aber wer kommt dann für die höheren Kosten auf? Alle rufen sie,weg mit dem Müll - aber dann? Irgendwo muss es doch eine Möglichkeit geben sauberen Strom zu entwickeln. Ich denke in diese Möglichkeiten sollten vor allem viel mehr Gelder, Ideen und auch Mitarbeiter gesteckt werden. Ohne Strom geht nicht und teuren Strom kann man sich auch nicht unbedingt leisten...

    Ich hoffe du konntest deine freie Zeit noch gut genießen!

    Nachdenkliche Grüße

    Laura

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  3. Liebe Martina, liebe Laura
    Inzwischen ist einige Zeit vergangen und die Meldungen sind nicht unbedingt beruhigender. Aber dafür gesellen sich jede Menge sinnvoller und sinnloser Kommentare und Diskussionen dazu. AKWs schliessen? Sofort oder gleich? Jedenfalls ist die letzte Abstimmung hier im Kanton über die Bereitschaft zu einem neuen Kraftwerk anstelle des alten, die noch angenommen wurde, ganz bestimmt vom Tisch. In der "Arena", unserer politischen Diskussionssendung, behauptete doch allen Ernstes eine Politikerin, es stünden keine geeigneten Technologien bereit, um die bei sofortiger Schliessung entstehenden Lücken zu schliessen. Bereits am nächsten Tag kam ein Bericht über den geplanten Neubau einer Sonnenkollektorenfabrik auf einem alten Militärflughafengelände, mit zugehöriger Wohnsiedlung, die nicht nur sich selbst, sondern noch einiges dazu mit Strom versorgen wird. Die Standortgemeinde ist glücklich über diese Aussichten. Na also, geht doch! Sie stehen schon bereit, die Lösungen. Man muss nur offen sein dafür.
    Liebe Grüsse
    Dodo

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